Ideen-Diskurs & Strategische Lage

Tragischer Tod des Online Casinos – eine Tragödie auf SolonLine

Die Rolle der Tragödie in der zeitgenössischen Philosophie – Über die ethisch-politische Dimension tragischer Erfahrung

Dem Athen des 5. Jahrhundert v. Chr. verdanken wir zwei kulturelle Ereignisse, deren globaler Erfolg bis heute nicht zu überschätzen ist: die Tragödie und Sokrates. Die zeitnahe Entstehung argumentativ operierender Philosophie und dramatischer Kunst in der attischen Polis ist keine zufällige Koinzidenz. Vielmehr entwickelt sich die philosophische Reflexion des platonischen Sokrates, Mitbürger und Gesprächspartner von Sophokles und Euripides, in Konkurrenz zur Kunst der Tragödie, die sie einerseits mit einer inhaltlichen, insbesondere ethisch-politischen Kritik und andererseits durch eine Transformation des Dramas in den Dialog abzulösen beansprucht.1

Online Casinos mit Beschränkung – eine klassische Tragödie

Man muss es schon als Tragödie bezeichnen, was 2021 in Deutschland passiert. Freilich ein bisschen polemisch nun gleich verallgemeinern zu wollen – aber dennoch: Bleiben wir doch mal eine literarische Minute beim Thema der deutschen Online Casino Regulierung stehen. Hier schlägt der politische Föderalismus mal wieder voll zu. Landesparlamente und deren Ausschüsse einigen sich auf den quasi kleinsten gemeinsamen Nenner zum Thema der Casinos online. Es soll nun so sein, dass ein Online Casino ohne Beschränkung auf Bundesebene verboten sein soll. Diese Beschränkungen, Einschränkungen – letztlich Online Casinos Limits – sind für den Spielerschutz auserkoren worden. Prinzipiell sind diese keine schlechte Idee, denn sie machen das Spielen in den regulierten Casinos weniger oder gar un-interessant für den Duchschnittsspieler. Leider sind nun aber diese “verbotenen” Casinos ohne jegliche Einschränkungen weiterhin von überall in Deutschland aus erreichbar. Ist wohl nicht so einfach das Internet zu sperren. Nun: Die Spieler wandern nun dorthin ab, wo sie ohne jegwelche Limits – und ohne Bestrebungen zum Spielerschutz – zocken können. Eine klassische deutsche Tragödie mal wieder.

Richtet sich die inhaltliche Kritik gegen den von der Tragödie vorgeführten Bruch zwischen dem gutem, im sozialen Zusammenhang der Polis sich behauptenden Leben und der es leitenden Rationalität, nimmt die Form der platonischen Philosophie das Dialogische auf, um es von seiner bis zur Peripethie zugespitzten Dramatik und der Funktion des Chores zu trennen. Beides, die inhaltliche Kritik an der Tragik der Tragödie und die Auflösung der Tragödie in den Dialog und seine sich „diesseits von Tragik und von Komik“2 entfaltende Dialektik, hat nach Platon allerdings nicht zur endgültigen Aufhebung der Tragödie oder zu ihrem seit Nietzsche mehrfach proklamierten „Tod“ durch Reflexion geführt. Von Asmus Trautsch

Unendliche Fäden aus einem Knäuel gezogen – Jahresrückblick

Man kann sich gegen Ende des Jahres 2011 kaum vor Jahresrückblicken retten. In selbigen werden aber eher konstruierte Zusammenhänge gezeigt: So sieht man dann innerhalb einer Minute Bilder von der Strahlung in Fukushima und dem strahlenden Glamour der Hochzeit von Prinz William und Kate. Trivialerweise ist richtig, dass in 2011 viel passiert ist in Deutschland, in Nordafrika, im Nahen Osten, in Japan, aber auch in unserem Denken und unseren „Werten“, wo vieles was in 2010 noch als wichtig erachtet wurde, unwichtig oder gar falsch geworden ist.
Es gab so viele Fäden, nicht nur rote, an die man in Texten anknüpfen könnte, aus denen man Texturen schaffen könnte und sie bilden ein echtes Knäuel. Wir wollen hier gar nicht versuchen, alle Fäden abzuwickeln und zu einem einheitlichen, gar abgeschlossenen, Bild zu weben, aber wir wollen einige Fäden herausziehen. Denn es lohnt auch der ausschnitthafte Blick zurück auf 2011, von dem wir hier einen möglichen skizzieren und damit unsere Leserinnen und Leser zum eigenen Weben anregen wollen. Von Dr. Patrick Grete

Geheimdienste auf dem indischen Subkontinent

Hein G. Kiessling ISI und R&AW – Die Geheimdienste Pakistans und Indiens Konkurrierende Atommächte, ihre Politik und der internationale Terrorismus Verlag Dr. Köster, Berlin, 2011 Eine Rezension von Michael Liebig

Die Gewalt der Positivität – zu Byung-Chul Hans Buch „Topologie der Gewalt“

Der vor allem durch seine Bücher „Was ist Macht“ und „Müdigkeitsgesellschaft“ bekannt gewordene Professor für Philosophie und Medientheorie Byung-Chul Han hat nun mit der „Topologie der Gewalt“ eine ungewöhnlich mutige Kritik der spätmodernen Leistungsgesellschaft verfasst. Der aus Korea stammende und heute in Karlsruhe lehrende Han traut sich u.a., der Gewalt der Transparenz nachzuspüren, wie sie sich in der zunehmend vernetzten und digitalisierten Welt manifestiert. Von Frank Hahn

Braucht Deutschland ein Zentrum für verfolgte Schriftsteller, Künstler und Mu­siker?

Auf einer Tagung des Moses-Mendelssohn-Zentrums zum jüdischen Kulturerbe hielt Prof. Dr. Jakob Hessing (s. Bild) aus Jerusalem am 27. Oktober 2011 im Berliner Centrum Judaicum die folgende Rede. Hessing arbeitet als Schriftsteller und leitet die germanistische Abteilung der Hebräischen Universität Jerusalem (http://pluto.huji.ac.il/~jhessing/). Die Überschrift seines Vortrags verweist auf die Bemühungen um den Aufbau eines „Zentrums der verfolgten Künste“, wie es namentlich von der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft (http://www.exil-zentrum.de/ sowie http://www.exil-club.de/ ) seit Jahren gefordert wird. Aber auch die Nobelpreisträgerin Herta Müller hat sich in letzter Zeit mehrfach öffentlich für ein Museum des Exils eingesetzt (eine Kurzinfo dazu ist nach dem Redetext zu finden).
Hessings Vortrag greift diese Bemühungen auf, um sie jedoch in den weiteren Zusammenhang einer Betrachtung zum Verhältnis von Macht und Kunst hinüberzuführen. Dabei ist es ihm gelungen, diese uralte Frage der Menschheit – wie nämlich die Kunst sich gegenüber der Macht behaupten kann – aus der gleichzeitigen Perspektive biblischer und moderner Zeiten sowie poetischer, religiöser und philosophischer Annäherungen lebendig werden zu lassen. Von Prof. Dr. Jakob Hessing

Buchbesprechung: Alexander Rahr, Der kalte Freund

Warum wir Russland brauchen: Die Insider-Analyse

Von Dr. Reinhard Hildebrandt

Buchbesprechung: Eberhard Sandschneider

Der erfolgreiche Abstieg Europas – Heute Macht abgeben, um morgen zu gewinnen

Autoren informieren ihre Leser meist im Vorwort oder der Einleitung darüber, warum sie das Buch geschrieben haben. Sandschneider äußert sich in der Einleitung und im Haupttext auf Seite 52 über seine Motive. Von Dr. Reinhard Hildebrandt

„Staatstrojaner“, Online-Durchsuchung, Verfassungsbruch – Was bleibt jenseits des Hypes?

Die aktuelle Debatte in Politik und Medien über „Staatstrojaner“ und Grundrechte zeichnet sich durch ein hohes Maß an Aufgeregtheit aus, was die relevante Diskussion über technische und rechtliche Aspekte verdeckt. Im Folgenden soll zur Klärung beigetragen werden. Von Dr. Patrick Grete
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